Gemütlicher Jahreswechsel auf Rømø
Nach einem arbeitsintensiven Jahr haben wir – das sind mein Mann und ich – über die Feiertage frei. Weil wir uns nach Ruhe und ganz viel Zeit zum Nichtstun sehnen, haben wir uns über den Jahreswechsel ein gemütliches Ferienhaus auf Rømø in Dänemark gemietet.
Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Unser Häuschen liegt auf einem kleinen Hügel, wir haben keine direkten Nachbarn, aber dafür Rehe im Garten. Ich lieb’s jetzt schon.
So verbringen wir sechs wunderbar entschleunigende Tage und wechseln nach Lust und Laune zwischen rauer Natur und kuscheliger Couch hin und her.
Extreme Wetterwechsel
Wie schon oft in den vergangenen Jahren haben wir auch dieses Jahr um den Jahreswechsel wieder schwere Herbststürme mit Orkanböen, Regen-, Hagel- und Schneeschauern, aber auch sonnigen Phasen. An der Küste scheinen diese extremen Wechsel noch ausgeprägter zu sein. Die Wolkenformationen sind jedenfalls beeindruckend. So stehen wir gerade noch da und genießen ein paar fast schon wärmende Sonnenstrahlen, um nur einen Augenblick später mitten in einem Hagelschauer zu stecken, der so heftig ist, dass wir kaum geradeaus laufen können.
Die Sonne zeigt sich während unserer Zeit auf Rømø leider selten. Aber wenn, dann zaubert sie sogleich super schönes Licht. Am ersten Abend können wir sie sogar fast am Horizont untergehen sehen.

Außerdem wäre ein knallblauer Himmel ja auch langweilig, oder? Denn ohne Wolken gäbe es all die schönen Spiegelungen nicht.

Das Watt ist perfekt für Spiegelungen. Es entsteht eine unglaubliche Weite, die auf den Bildern fast noch größer erscheint als sie in Wirklichkeit ist.
Gigantische Wolkenformationen – einfach beeindruckend.
Peitschen die Orkanböen über das Land, ist es im Watt wie an der Wasserkante definitiv kein Vergnügen. Kurz halten wir unsere Nasen aber dennoch in den Sturm und machen ein paar wenige Aufnahmen.
Die Einzigen, die sich vom Wetter völlig unbeeindruckt zeigen, sind die Möwen. Je aufgewühlter die See, desto besser läuft die Nahrungssuche. Schaut euch einfach mal dieses Spektakel an:
Wahrscheinlich ist das ganz üblich so. Aber wir sind nicht oft am Meer. Ich habe so etwas bisher noch nicht beobachten dürfen und finde es faszinierend.
Auch hier trotzen die Vögel auf beeindruckende Weise den widrigen Umständen: Während wir allmählich frösteln und der Wind so schneidend ist, dass er uns fast die Luft zum Atmen nimmt, halten sie ihren Kopf direkt in den Sturm.
Obwohl wir zu dieser Jahreszeit – im Winter – nicht viele Wasservögel beobachten können, ist trotzdem Leben im Watt. Geschützt durch vorgelagerte Dünen und in einem Moment, in dem sich der Wind beruhigt hat, entdecken wir diesen Strandläufer. Gut, dass ich das Tele dabei habe. So kann ich ihn eine Weile verfolgen.
Strandläufer bei der Nahrungssuche und beim Koten oder was für ein Kunststück vollbringt der Vogel da?!
Unterwegs in Watt und Dünen
Auch das Wattenmeer der zum Festland geneigten Seite der Insel sowie die überraschend weitläufige Dünenlandschaft von Rømø sind einen Ausflug wert.
Bei schönem Wetter sicher ebenso wie – bei uns – zu stürmischen Zeiten. Hier sind wir etwas geschützter und erleben schönste Natur. Nur das triste Grau am Himmel und, nach den langen Regenfällen der vergangenen Wochen, auch der viele Matsch trüben ein wenig die Stimmung.
Dänische Gemütlichkeit
Haben wir uns den Wind ausreichend um die Nase wehen lassen, machen wir's uns drinnen gemütlich und zelebrieren das dänische Hygge-Gefühl.
Oder würdet ihr bei diesem Wetter rausgehen?!
Während es im Haus durch den Sturm überall knackt und knetert, sorgen Kerzen für stimmungsvolles Licht, der Kamin knistert, es gibt Zimtschnecken zum Naschen und auf dem Herd erwärmen wir den Glögg. Es ist wundervoll.
So stört es uns auch überhaupt nicht, dass es ausgerechnet Silvester nicht nur stürmt, sondern auch der Regen in alle Richtungen über die Insel peitscht. Trotz Verbot gibt es ein paar „Verrückte“, die ein Feuerwerk zünden. Wir schauen durchs Fenster zu, schütteln den Kopf und verlassen Neujahr nicht ein einziges Mal das Haus.

Ist es zu stürmisch, haben sich auch die Rehe zurückgezogen. Doch sowie sich das Wetter beruhigt, stehen sie wieder im Garten. Dann heißt es für mich, doch runter von der Couch und schnell die Kamera schnappen.
Fazit
Rømøs Strände, das Watt und die Dünenlandschaft sind weitläufig. Dennoch sind die Möglichkeiten, neue Perspektiven zu entdecken, unserer Meinung nach auf der Insel begrenzter als an der Küste. Auch wer die Einsamkeit sucht, sollte nicht in der Hauptferienzeit oder über den Jahreswechsel zu Besuch kommen, dann ist die Insel voll.
(Ehrlich gesagt bin ich regelrecht erschrocken, wie voll es tatsächlich ist. Ob auf den Straßen, den Parkplätzen oder am Strand, wir sehen fast nur deutsche Kennzeichen. Das ist Wahnsinn. Würde ich als Däne auf Rømø leben, wären die Touristen für mich wohl mehr Fluch als Segen...)
Wer aber wie wir nicht der Outdoor-Aktivitäten wegen kommt, sondern einfach eine kleine Auszeit vom Alltag möchte, ist auf der Insel genau richtig und kann hier sehr erholsame Ferien verbringen. Kurz hinter der Grenze gelegen ist der Weg aus Deutschland nicht weit, ich kann stundenlang spazieren gehen und frische Meeresluft atmen und das so geliebte Hygge-Gefühl gibt's oben drauf. Für uns Entschleunigung pur!
Mehr Bilder gibt's im Fotobuch.